Archive for the ‘Europa’ Category

Vergesst uns nicht

Ich war noch nie in einem ehemaligen Konzentrationslager. In Mauthausen hat es eines, quasi auf dem Weg. Ich musste etwas weg von der Donau, den Hügel hochfahren, ächz! Ich war etwas spät dran und es war schon geschlossen. So nahm ich mir Zeit für einen Gedenkgang um das ehemalige KZ-Gelände und Zeit um all die Denkmäler anzuschauen, die aufgestellt waren. Das war schon sehr berührend, ich glaube noch reinzugehen und all die Videostatements zu hören wäre sogar zuviel des Guten gewesen. Jedes Land und jede Volksgruppe von der Menschen getötet wurden hat ein Denkmal aufgestellt. Besonders berührt hat mich das Denkmal für die ermordeten Juden, eine künstlerische Menora (siebenarmiger Leuchter), das Denkmal für Deutschland und die folgende Aussage:

Vergiss uns nicht
Die wir hier getötet wurden
Denn das Vergessen des Bösen ist die Erlaubnis zu seiner Wiederholung

Böses wird sicher immer wieder ereignen. Wohl kaum mehr in der genau gleichen Form. Aber es wird immer Gruppen geben die anderen Gruppen Böses wollen. Behalten wir das im Hinterkopf und seien wir bereit rechtzeitig Nein zu sagen.
Denkmal fuer die im KZ ermordeten Juden

Denkmal für Deutschland

Pflanze vor dem ehemaligen KZ

 

Rein und raus aus Wien

Am Morgen bevor ich nach Wien kam traf ich Karin, eine Schweizerin an mit demselben Ziel Wien. Es tat gut mal wieder ein bisschen Schweizerdeutsch zu sprechen. Und dann noch mit jemanden der in vielem ähnlich denkt, sie ist im Präsidium von Jungwacht/Blauring.
In Wien blieb ich nur zwei Nächte, ich habe es schon mal gesehen. (Weisch no Dave?!) Übernachtete bei Magdalene vom Hospitalityclub. Super gastfreundlich, danke Lene. Hospitalityclub ist einfach cool. War mit ihr und ihren Freunden an einem lustigen Elektrokonzert, 78plus, eine spezielle und coole Performance.

Am Sonntag Morgen gings wieder los. Fühlte mich k.o. und hätte am liebsten noch etwas ausgeruht, aber ich verschob das auf Bratislava. Ich brauchte etwa eine Stunde bis ich aus Wien raus war. Ich wurde dafür mit einer interessanten Studie über das Freizeitverhalten der Wiener belohnt: Erst der Prater, Park und Marktbuden, dann auf der anderen Seite der Donau eine Grillmeile, die von Migrantenfamilien gefüllt war. Oh, diese Grilldüfte! Dann eine Zeitlang FKK.
Und dann zwei Freizeitradler die einen Platten haben. Fragten mich ob ich eine Pumpe habe. Die Pumpe alleine nützte natürlich nicht viel. Ich habe ihnen das Loch gleich geflickt. Die hatten überhaupt keine Ahnung wie so was geht und waren unendlich froh mich angetroffen zu haben. Ich hätte es ja gratis gemacht, aber sie wollten mir unbedingt 10 Euro geben. “Ne, das müssen wir schon vergüten”. So sind wir Westler… Alles hat seinen Preis. Und man fühlt sich schlecht wenn man ihn nicht bezahlt hat.
Zum Schluss eine Radlerbude in der ich eine Wurst zu Mittag ass. Viele ältere Männer die mit ihren Rennrädern, krassen Velooutfits und Bierbäuchen in der Sonne sassen und Schlager bis Rock hörten. Freizeitverhalten gibts…

In Bratislava war ich relativ schnell, waren nur etwa 80 Kilometer. Einen Tag lang habe ich wirklich nur ausgeruht. Meine Beine geschont so gut es ging. Heute gab es eine eineinhalbstündige Führung durch die Stadt, gratis vom Hostel offeriert, das war cool.

Morgen geht es weiter in Richtung Budapest. Freue mich sehr darauf.

 

Rückblick

Ich bin jetzt zweieinhalb Wochen unterwegs. Eigentlich noch eine sehr kurze Zeit, es kommt mir aber schon viel länger vor. Die ersten paar Tage waren geprägt vom Abschiednehmen, danach kamen ein paar Tage des angewöhnen an den neuen Lebensstil. Und seit ich aus Augsburg raus bin, habe ich das Gefühl wirklich drin zu sein in meiner Reise.

Ich war unglaublich verwöhnt bis jetzt. Zuerst mal von meiner Route, die Donau ist auf diesem Stück wirklich sehr schön und die Radwege gut ausgebaut. Und wenn man eine Karte hat, ist es auch leicht auf dem Weg zu bleiben. ;-)
Und dann vom Wetter. Nur Sonne, die ganze Zeit – was ist das bloss für ein Luxus?! Die Regensachen sind inzwischen zuunterst in meinen Taschen. Auch die Temperatur war tiptop, bin ich noch mit langen Sachen gestartet, konnte ich inzwischen auf kurz umstellen und immer noch ist es angenehm. Dafür bekomme ich jetzt Radlerstreifen. Arghhh! – Wie hässlich!

Immer wieder bin ich auf Menschen gestossen, die mir Tips gaben wo es schön oder weniger schön ist zum durchfahren. Mich intressierte das gar nicht wirklich und es verwunderte mich, dass das so war. Darüber nachdenkend kam ich zum Schluss, dass diese Reise zuallerst eine Reise zu mir selbst ist. Zum zweiten ist sie eine Reise zu fremden Menschen und Kulturen. Und erst zum Schluss ist es eine Veloreise, die Veloreise ist quasi der Rahmen für die beiden erstgenannten Reisen.
Claude Marthaler hat geschrieben, das Velo sei seine Gebetsmühle. Ich kann das inzwischen sehr gut nachempfinden. Ist man nicht gerade mit Steigung, Gegenwind oder anderen Mühseligkeiten beschäftigt, dann ist lange Fahrrad fahren eine super Möglichkeit um ins nachdenken zu kommen. Man kann seine Gedanken schweifen lassen. Sich Zeit lassen um neue Schlüsse zu ziehen. Und weil man das nicht in einer Klosterklause macht, sondern in einer sich ständig verändernden Landschaft mit täglich neuen Begegnungen, kommt man in seinen Gedanken auch vorwärts.

 

In Bratislava

Ich habe es endlich aus dem deutschsprachigen Raum herausgeschafft! Vorgestern überquerte ich die Grenze von Österreich zur Slowakei. Einen Grenzposten gibt es nicht mehr, da die Slowakei auch in der EU ist, seit diesem Januar haben sie sogar den Euro. Die Preise waren auch dementsprechend. Ob es wohl noch irgendwo in Osteuropa wirklich billige Orte gibt?
Die Grenze war aber spürbar, und zwar an der Strasse auf der ich fuhr, plötzlich hat es Hubel, Wurzeln und Rillen. In Bratislava bin ich jetzt für drei Nächte in einem Hostel. Gestern habe ich mich nur ausgeruht, ich glaube mein Körper konnte es brauchen. Heute habe ich meine Route geplant, werde mir die Stadt noch etwas ansehen und dann gehts morgen früh weiter in Richtung Budapest, Ungarn.

 

FNOK!

Fahre Nie Ohne Karte!
Oder: Radwege in Bayern

Von Augsburg aus ist es nicht mehr weit bis zur Donau. Und die Donau hat einen berühmten Radweg, den Donau-Rad-Wander-Weg. Der ist nicht nur sehr schön, sondern führt auch noch durch viele berühmte Städte: Regensburg, Wien, Bratislava, Budapest, …

Ich wollte in Augsburg noch eine Donau-Radkarte kaufen. Leider war die in der Buchhandlung in der ich war ausverkauft. Nicht so schlimm, es kann ja nicht schwer sein, einem Fluss zu folgen, oder? Und ausserdem ist der Donauweg ja gut beschildert, … Pah, von wegen!

Schon der Lech entlang (von Augsburg zur Donau) fuhr ich regelmässig in Sackgassen wo der Weg plötzlich aufhörte weil von rechts ein Bach kam oder aus dem Weg wurde plötzlich ein Feld. Von Beschilderung keine Spur.

Das war auch im Resten Süddeutschlands so. Erst ein Radwegschild, dass mir die Hoffnung gibt auf einen autofreien Weg zu kommen und dann über Kilometer kein Schild mehr, dafür Verzweigungen, Kreuzungen und alles andere was das verirren einfach macht.

Endlich an der Donau wurde es nicht besser, im Gegenteil. Das es nicht ganz so einfach ist den Weg zu finden liegt unter anderem daran, dass der Radweg nicht immer der Donau folgt, was ja auch ganz sinnvoll, weil abwechslungsreich ist. Aber wer versucht diesen Schildern ohne Karte zu folgen ist aufgeschmissen.

Schild des Donauradweges
Schon alleine die Farben sind eine Katastrophe, grün auf gelb, wer denkt sich so was aus?? Dann der kleine Pfeil. Und dann hat es oft an Kreuzungen an denen es nötig wäre keine Schilder, oft fand ich den richtigen Weg nur mit einem Blick zurück der mir verriet woher der Fahrer aus der Gegenrichtung kommen sollte.

Natürlich werde ich noch viel viel schlimmere Wege sehen, auf vollbefahrenen Strassen fahren müssen etc. Doch irgendwie hätte ich von unsren nördlichen Nachbarn die doch auch als gründlich und genau bekannt sind, eine bessere Radwegbeschilderung erwartet. Eines muss man ihnen zugutehalten: Die breiten und oft seperaten Streifen die Radfahrer zur Verfügung haben sind toll! (Ein Wermutstropfen: Auch diese Streifen führen manchmal in die Irre. Eben noch parallel zur Strasse landet man plötzlich ganz woander. Sehr interessant das alles.)

Dafür hatte ich ansonsten tolle Radlerbedingungen: Wenig Autos, Sonne, nicht zu heiss. Ich campierte am Fluss, sah Sonnenunter- und Mondaufgänge und viele verschiedene Tiere in freier Wildbahn. Zeit zum nachdenken, Velo fahren, das draussen sein geniessen.

Sonnenuntergang an der Donau

Jetzt habe ich eine Karte des nächste Stückes der Donau. Mal sehen wie ich damit zurechtkomme.

Und ich habe mir vorgenommen zuhause mal zu versuchen einem der grossen Schweizer Radwege ohne Karte zu folgen. Nimmt mich wunder wie einfach oder schwer das ist.

 

Hochzeitsvorbereitungen auf Bayrisch

Oder: Ein Dreifach-Tusch für Willhelm Busch.

Augsburg ist berühmt für seine Hochzeitsvorbereitungsparties. Ich hatte das Glück gerade an einer solchen teilnehmen zu dürfen. Erst werden selber Hamburger gemacht, gegrillt und verzehrt. Sind alle satt, macht man sich daran, Beiträge für die anstehenden Hochzeiten vorzubereiten. Da im Freundeskreis meiner Gastgeber gerade 3 Hochzeiten anstanden, gab es viel zu planen. Hier die aktuellen Highlights mit was man das Herz des Hochzeitspaars erfreuen und die Lachmuskeln der Festgesellschaft anregen kann:

Sketch Nr 1 ist von Loriot:

Sketch Nr 2:
Das Ehepaar in 10 Jahren am Frühstückstisch. Die ebenfalls vorhandenen Kinder haben alle Macken und Eigenschaften der Eltern überzeichnet geerbt. Nach eigenem Gutdünken auszugestalten.
Gute Idee um das Ehepaar aufs Korn zu nehmen ohne allzu persönlich zu werden und doch Lacher zu garantieren.

Und Nummer 3: Der Strumpfhosentanz

PS: Habe gerade etwas Probleme mit meiner Blogsoftware, anscheinend hat sie die letzten Posts nicht publiziert, aber hier sind sie. Grüsse aus Linz.

 

Start

Am 2.April um halb 11 gings los. Ich fuhr auf Wegen die ich kannte an Plätzen vorbei mit denen ich viele Erinnerungen verbinde. Es ist schön so langsam Abschied von zuhause nehmen zu können.

Ich fuhr am Rhein entlang,
durch Dörfer die Dorf heissen,
durch Dörfer die Berg heissen,
durch Dörfer die Taal heissen.

Madlen begleitete mich drei Tage, das letzte Stück bis zur österreichischen Grenze begleitete mich Dave. Danke seid ihr mitgefahren, das war toll!
Ein wunderschönes Stück Bodensee, dann über Berg und Tal, auf und ab, ich habe mich nördlich gehalten um die Alpen zu umgehen. Nach einen Ruhetag in Augsburg wird es morgen in Richtung Donau weitergehen.